Menschen aus Serbien machen (hinter Deutschland) die größte MigrantInnengruppe in Österreich aus. Alles über die Zuwanderungsgründe, Bildungsstand, Religion, Vereine und Medien der serbischen Community in Österreich erfahren Sie in diesem Beitrag zu den Zielgruppen Insights.
In Österreich wohnen aktuell 118.454 serbische StaatsbürgerInnen. Die Anzahl der Personen mit serbischer Herkunft wird von der Botschaft der Republik Serbien auf 300.000 geschätzt.
Alleine in Wien leben rund 74.538 serbische StaatsbürgerInnen und 86.122 in Serbien geborene Personen. Das bedeutet, dass circa 63% aller in Österreich ansässigen SerbInnen in Wien leben. Die nächstgrößeren Anteile entfallen auf Niederösterreich mit 9% und Oberösterreich mit 8%.
Menschen mit serbischer Staatsangehörigkeit sind mit einem Durchschnittsalter von 39,7 Jahren etwas jünger als durchschnittliche österreichische StaatsbürgerInnen mit 43,9 Jahren.
2016 erhielten 752 ehemalige SerbInnen die österreichische Staatsangehörigkeit. Damit liegt Serbien bei den Nationen mit den meisten Einbürgerungen auf dem dritten Platz. Die Zahl der Einbürgerungen von SerbInnen in Österreich ist stark rückläufig: Während im Jahr 2007 noch 4.216 SerbInnen eingebürgert wurden, waren es 2016 nur noch 752 Personen.
Zuwanderungsgründe
Die ersten SerbInnen in Wien siedelten sich bereits im 17. und 18. Jahrhundert in Wien an und sahen Wien als bedeutendes kulturelles und geistiges Zentrum an.
Aufgrund des Arbeitskräftemangels unterzeichnete Österreich 1966 mit dem damaligen Jugoslawien das Raab-Olah-Abwerbeabkommen, durch das zehntausende jugoslawische Arbeitskräfte nach Österreich kamen. Die Mehrheit davon arbeitete in Fabriken in Wien. 1971 lebten bereits 93.337 jugoslawische StaatsbügerInnen in Österreich und 1991 waren es schon 197.886 Personen. Hier ist zu beachten, dass in diesem Zeitraum keine Zahlen zu serbischen StaatsbürgerInnen gibt, weil Serbien zu diesem Zeitpunkt eine Teilrepublik Jugoslawiens war. Neben dem Abwerbeabkommen waren auch die anhaltenden bewaffneten Konflikte ein Zuwanderungsgrund für viele Menschen aus Serbien.
Bildung und Erwerbstätigkeit
Verglichen mit der hohen Zahl serbischer Staatsangehöriger in Österreich, gibt es relativ wenige serbische Studierende an österreichischen Hochschulen.
Die 2016 veröffentlichte Beschäftigten-Statistik des Sozialministeriums fasste serbische und montenegrinische StaatsbürgerInnen zusammen und zählte im Jahresdurchschnitt 30.834 serbisch-montenegrinische Beschäftigte in Österreich. Der Großteil davon war unselbstständig beschäftigt.
Religion und Feiertage
Die erste serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Österreich hat ihren Ursprung im Jahr 1860. Heute gibt es in Österreich 18 serbisch-orthodoxe Pfarren mit 21 Priestern.
Da der serbisch-orthodoxe Glaube ebenfalls zum Christentum gehört, werden viele Feiertage ähnlich wie in Österreich gefeiert. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass sich die serbisch-orthodoxe Kirche am julianischen Kalender orientiert, währen bei der römisch-katholischen Kirche der gregorianische Kalender verwendet wird. Dadurch ergibt sich beispielsweise, dass Weihnachten nicht – wie in Österreich üblich – am 24. bzw. 25. Dezember, sondern am 7. Jänner gefeiert wird.
Die wichtigsten orthodoxen Fest- und Feiertage finden Sie im Interkulturellen Kalender.
Vereine und Medien
Die in Österreich lebenden SerbInnen sind gut vernetzt. Bereits in den 1970er Jahren wurden die ersten „Gastarbeitervereine“ gegründet. Heute gibt es zahlreiche serbische Kultur- und Sportvereine, die in Dachverbänden je nach Bundesland und einem österreichweiten Dachverband vertreten sind. Auch in der österreichischen Medienlandschaft ist die serbische Community vertreten. Beispiele für serbische Printmedien sind die serbisch-sprachige Tageszeitung „Vesti“ sowie die Magazine „Kosmo“ und „BUM“, die sich an die ex-jugoslawische Zielgruppe richten. Online gibt es Beispielsweise die Portale www.kurironline.at und www.dijaspora.tv.
Zum Weiterlesen
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Quellen:
Bräuhofer, M. (2011). Ethnomarketing in Österreich | das Praxishandbuch
Statistik Austria. Bevölkerung am 1.1.2017 nach detaillierter Staatsangehörigkeit und Bundesland www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=064287 [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Statistik Austria. Bevölkerung am 1.1.2017 nach detailliertem Geburtsland und Bundesland
www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=023841 [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen. Serbische Community: Rund 300.000 Personen. http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2016/04/19/serbische-community-rund-300-000-personen/ [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Statistik Austria. Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Überblick (Jahresdurchschnitt 2016) www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=033240 [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
MA17 Integration und Diversität. Wiener Bevölkerung 2016 nach Herkunft https://www.wien.gv.at/menschen/integration/grundlagen/daten.html [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
MA23 Wirtschaft, Arbeit, Statistik. Wien in Zahlen https://www.wien.gv.at/statistik/pdf/wieninzahlen-2017.pdf [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
GfK Austria. 2007. Migranten und Fernsehen in Österreich 2007 http://mediendaten.orf.at/c_studien/Migranten_Fernsehen_2007.pdf [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Foto
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