Aktuell leben 150.943 Menschen mit bosnischer Herkunft in Österreich. Alles über die Zuwanderungsgründe, Bildungsstand, Religion, Vereine und Medien der bosnischen Community in Österreich erfahren Sie in diesem Beitrag zu den Zielgruppen Insights.
Etwa die Hälfte der 150.943 Personen bosnischer Herkunft ist in Bosnien-Herzegowina geboren und hat eine bosnische Staatsbürgerschaft.
Der Großteil der Menschen aus Bosnien-Herzegowina lebt in Wien (21.786 bosnische StaatsbürgerInnen) und Oberösterreich (20.404 bosnische StaatsbürgerInnen).
Bosnische Staatsangehörige in Österreich sind durchschnittlich 38,8 Jahre alt und damit im Schnitt etwas jünger als ÖsterreicherInnen mit durchschnittlich 43,9 Jahren.
Im Jahr 2015 waren meisten in Österreich eingebürgerten Personen ehemalige bosnische Staatsangehörige (1.128 Personen).
Zuwanderungsgründe
Erste große Zuwanderungsbewegung aus Bosnien-Herzegowina fand bereits 1878 statt, als die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina von Österreich-Ungarn besetzt wurden.
1966 wurde zwischen Österreich und Jugoslawien aufgrund eines akuten Arbeitskräftemangels ein Anwerbeabkommen geschlossen, das zur GastarbeiterInnen-Bewegung führte und zu einer großen Zuwanderung von Menschen aus dem damaligen Jugoslawien (und somit auch aus Bosnien-Herzegowina) nach Österreich führte.
Die letzte größere Migrationsbewegung erfolgte nach dem Ausbruch des Krieges in Ex-Jugoslawien (1991-1995). Aus Bosnien-Herzegowina wurden in Österreich etwa 90.000 Personen als Flüchtlinge aufgenommen. In Österreich galt dabei der Großteil der bosnischen Geflüchteten als „De-facto Flüchtlinge“ und nicht als Flüchtlinge im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention. Das Innenministerium gewährte – in Absprache mit den Ländern – auf bestimmte Zeit ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht.
In den letzten Jahren ist eine starke Steigerung der Zuzüge von BosnierInnen nach Österreich wahrnehmbar. So migrierten 2015 beispielsweise 5.193 BosnierInnen nach Österreich.
Bildung und Erwerbstätigkeit
Im Wintersemester 2015/16 waren insgesamt 4.601 BosnierInnen an einer österreichischen Hochschule inskribiert. Der Großteil davon studierte an einer öffentlichen Universität.
Laut Daten des Sozialministeriums waren im Jahresdurchschnitt 2015 45.599 BosnierInnen in Österreich beschäftigt. Der Großteil davon ist unselbstständig beschäftigt.
Religion und Feiertage
Wie in Bosnien-Herzegowina selbst sind auch die Menschen aus Bosnien-Herzegowina, die in Österreich leben den Volksgruppen der Bosniaken, Serben und Kroaten zuzuordnen. Damit einher geht auch die religiöse Ausrichtung. Das bedeutet, das Bosniaken häufig MuslimInnen, SerbInnen häufig serbisch-orthodox und KroatInnen häufig römisch-katholisch sind. Exakte Daten über die Religionszugehörigkeit der in Österreich lebenden Menschen aus Bosnien-Herzegowina gibt es nicht. Daher müssen für Menschen aus Bosnien-Herzegowina die religiösen Feiertage des Islam, des römisch-katholischen und des serbisch-orthodoxen Christentums berücksichtigt werden. Die Feiertage dieser Religionsgemeinschaften finden Sie im Interkulturellen Kalender.
Vereine und Medien
Vereine aus dem ehemaligen Jugoslawien haben in Österreich eine lange Tradition. Mit Beginn des Jugoslawien-Krieges in den 1990er-Jahren entstanden neue bosnische Vereine, die sich um humanitäre Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene aus Bosnien kümmerten. Nach dem Krieg wurden viele dieser Vereine umstrukturiert. Derzeit gibt es in Wien 51 bosnische Vereine und Verbände.
Einen der aktivsten Vereine gibt es in Linz mit dem „Zentrum der zeitgemäßen Initiativen“ (ZZI). Im Vordergrund steht dabei die Zusammenarbeit zwischen Österreich und Bosnien-Herzegowina im Bereich kultureller, wissenschaftlicher und sozialer Projekte. Weiters bemüht sich das ZZI durch verschieden mehrsprachige Projekte um Förderung des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Volksgruppenzugehörigkeit.
Zudem gibt es einen Verein zur Vernetzung bosnischer Studierender in Wien und österreichweit 53 bosnisch-islamische Vereine.
Die Community der Menschen aus Bosnien-Herzegowina hat auch zahlreiche Medien in der Landessprache, die in Österreich genutzt werden. Größtenteils sind das dieselben Community-Medien, die auch andere MigrantInnen aus Ex-Jugoslawien nutzen. Zu beliebten Printmedien zählen Vesti, Bliz, Becki Informator, Dnevi Avaz und BUM Magazin. Im Bereich TV und Radio sind Pink und Pink Plus zu nennen.
Zum Weiterlesen
Sie wollen mehr Zielgruppen Insights über die sogenannte „BKS-Community„?
Lesen Sie auch unsere Beiträge über:
Die kroatische Community in Österreich
Die serbische Community in Österreich
Quellen:
Bräuhofer, M. (2011). Ethnomarketing in Österreich | das Praxishandbuch
Statistik Austria. Bevölkerung am 1.1.2017 nach detaillierter Staatsangehörigkeit und Bundesland www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=064287 [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Statistik Austria. Bevölkerung am 1.1.2017 nach detailliertem Geburtsland und Bundesland
www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=023841 [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen. Bosnische Community: Mehr als 200.000 Personen. http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2017/01/09/bosnische-community-mehr-als-200-000-personen/ [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Statistik Austria. Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Überblick (Jahresdurchschnitt 2016) www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=033240 [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
MA17 Integration und Diversität. Wiener Bevölkerung 2016 nach Herkunft https://www.wien.gv.at/menschen/integration/grundlagen/daten.html [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
MA23 Wirtschaft, Arbeit, Statistik. Wien in Zahlen https://www.wien.gv.at/statistik/pdf/wieninzahlen-2017.pdf [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
GfK Austria. 2007. Migranten und Fernsehen in Österreich 2007 http://mediendaten.orf.at/c_studien/Migranten_Fernsehen_2007.pdf [letzter Zugriff: 29. Jänner 2018]
Foto
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