Das Opferfest (türkisch: „Kurban Bayrami“, arabisch: „Id al-adha“) ist eines der höchsten islamischen Feste und steht für die Hingabe an Gott und das Vertrauen auf seine Barmherzigkeit. Es ist der Abschluss der Pilgerfahrt (türkisch und arabisch „hajj“), ist aber auch weltweit der von Muslimen gefeierter Höhepunkt des Jahres. Im islamischen Jahresablauf bildet das Opferfest mit dem „hajj“ neben dem Ramadan und dem Zuckerfest (arabisch „eid al-fitr“, türkisch „ramazan bayrami“) die festlichste und wichtigste Zeit.
Für das Ausleben des islamischen Glaubens sind beide Monate und die beiden Hochfeste zentral und von ähnlicher Bedeutung wie Advents- und Fastenzeit, Weihnachten und Ostern im christlichen Glauben. Was es mit dem Opferfest auf sich hat und wie es gefeiert wird, erfahren Sie in diesem Artikel.
Bedeutung des Opferfests
Das Opferfest ist am zehnten Tag des islamischen Monats „dhu l-hijja“ und dauert drei bis vier Tage, obwohl dies Tradition und keine religiöse Vorschrift ist. Der erste Tag ist der eigentliche Festtag. Dadurch, dass der islamische Kalender ein Mondkalender ist, verschiebt sich das Opferfest und kann zu jeder Jahreszeit stattfinden.
Das Opferfest findet im Jahr 2017 vom 1. bis 4. September statt.
Während des Opferfests gedenken die Muslime der Geschichte des Propheten Ibrahim, der seinen Sohn Ismail opfern wollte, um Gott seine absolute Hingabe zu beweisen. Ibrahim blieb viele Jahre kinderlos und flehte Gott um einen Sohn an und versprach, ihn sogar zu opfern, so sehr wünsche er sich ein Kind. Da gebar ihm seine Frau Hagar einen Sohn mit Namen Ismail, so der Text und Ibrahim vergaß sein Versprechen. Da befahl Gott ihm eines Nachts, seinen Sohn als Opfer darzubringen. Als Ibrahim dies voll Trauer Ismail erzählte, stimmte Ismail jedoch zu, dass Gottes Befehlen Folge geleistet werden müsse. Als Gott dann sah, dass Ibrahim aus Gottesfurcht bereit war, seinen Sohn zu töten, hielt er Ibrahim vom Opfer ab und gestattete ihm stattdessen, einen Widder zu Opfern. Als Ort des Geschehens wird in der islamischen Folklore entweder der Fels genannt, der heute das Fundament des Felsendoms in Jerusalem bildet oder eine Örtlichkeit in der Nähe von Mekka. Des Weiteren wird erzählt, dass Ibrahim mit dem Fleisch des Widders die Bedürftigen verköstigte.
Diese Geschichte bildet die Grundlage für das heutige Opferfest, an dem es für alle Muslime weltweit eine Pflicht ist, ein Tier zu schlachten, soweit ihre Finanzlage dies zulässt. Das Opfer wird auf Türkisch „kurban“, auf Arabisch „qurban“, genannt. Zumeist wird ein Schaf geschlachtet, indem es nach einem bestimmten Ritual unter Gebeten und der Anrufung Gottes geschächtet wird – eine Praxis, die für Nicht-Muslime in Europa und den USA problematisch ist.
Es ist Brauch, das Fleisch des Opfers an die Bedürftigen zu verteilen. Dies ist Teil der karitativen Grundethik des Islams. Aber auch Freunden und Verwandten soll man etwas vom Fleisch zukommen lassen. Darüber hinaus ist es üblich, wie auch zum Zuckerfest, einander Grüße und Segenswünsche zukommen zu lassen.
Am ersten Morgen des Opferfestes besuchen die Männer die Moschee, um gemeinsam zu beten. Frauen sind hier eher selten anwesend, da sie zu Hause das Festtagsessen vorbereiten. In islamischen Ländern besucht man zumeist nach dem Gebet den Friedhof und rezitiert hier für die Verstorbenen aus dem Koran und spricht Bittgebete. Anschließend isst man zu Hause und besucht Freunde und Verwandte, bei denen man oft ebenfalls zum Essen eingeladen wird. Dabei ist es üblich, dass die Jüngeren die Älteren besuchen. Ebenfalls üblich ist es bis heute, den älteren Freunden und Verwandten die Hand zu küssen, in der orientalischen Welt ein Zeichen besonderen Respekts. Dafür bekommt man zumeist ein in ein Taschentuch gewickeltes Geschenk – sei dies Geld oder aber Süßigkeiten, besonders für Kinder.
Bedeutung des Schächtens
Das Wort Schächten bedeutet das vollkommene Ausbluten eines Tiers vor seinem Tod ohne Betäubung. In einem einzigen Schnitt werden die Halsschlagadern und die Luftröhre des Tiers durchtrennt. Genau wie im Judentum ist auch im Islam das Schächten für viele Gläubige unerlässlich, um den Speisevorschriften zu genügen. In Koran und Sunna gibt es eine Reihe von Vorschriften, die genau regeln was erlaubt (türkisch „helal“, arabisch „halal“) und was verboten (türkisch und arabisch „haram“) ist. Verboten ist hierbei u.a. das Essen von Blut.
Problematisch ist das Schächten besonders am Opferfest, wo nicht nur gelernte Fleischerbetriebe, sondern auch Privathaushalte in islamischen Ländern schlachten. Nach österreichischem Recht ist dies nicht möglich. Stattdessen können Muslime in ihrer Anwesenheit beim Opferfest in einem Schlachtbetrieb unter Aufsicht des Veterinärsamts ein Schaf oder eine Kuh schlachten lassen. Trotzdem bleibt die Methode des Schächtens grundsätzlich umstritten. Auch unter Muslimen nimmt die kritische Einstellung in der jungen Generation zu – vermehrt wird eher Geld an islamische Hilfsorganisationen gespendet als am Opferfest Schlachten zu lassen.
brainworker Expertentipp zum Opferfest
Das Opferfest mit seiner zentralen Bedeutung für Muslime bietet eine gute Gelegenheit, sich Moscheegemeinden anzunähern.
Als unüblich würde es wahrgenommen werden, an einem solchen Tag die Moschee besuchen zu wollen oder private Besuche abzustatten. Am Opferfest möchten die Gläubigen sich verständlicherweise auf ihre Religion und die damit einhergehenden Aktivitäten konzentrieren und nicht Gäste betreuen.
Stattdessen bietet es sich an, bei einem Treffen mit Vertretern der Gemeinde (sei dies aus Anlass des Opferfestes oder zufällig zeitnah) persönlich seine Glückwünsche auszusprechen. „Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Opferfest“ oder eine ähnliche Gratulation freut Muslime in Europa besonders, da sie zumeist wahrnehmen, dass sich ihre überwiegend christlich sozialisierte Umwelt nicht für ihre Feiertage interessiert.
Selbstverständlich kann man Muslimen auch auf Türkisch oder Arabisch gratulieren.
Türken wünschen sich untereinander:
„kurban bayraminiz kutlu olsun“
Die arabische Gratulation lautet:
„eid mubarak“
Das Opferfest kann auch für Marketing- und Promotion-Aktivitäten am Point of Sale genutzt werden. Wir empfehlen das Anbieten von Süßigkeiten für Kundinnen und Kunden sowie Promotion-Aktivitäten. Bei der Verteilung von Süßigkeiten achten Sie bitte auf gelatinefreie Produkte. Gummibärchen und andere Naschsachen enthalten oftmals Schweinegelatine, welche von strenggläubigen Muslimen strikt abgelehnt wird. Greifen Sie daher eher zu Zuckerln, Traubenzucker, u.ä..
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