In dieser Ausgabe unserer Serie „Nachgefragt bei…“ erzählte uns Karmen Frena aus ihrem beruflichen Alltag als Key Account Managerin beim AMS Niederösterreich.
Aufgewachsen in Lienz zog es Karmen Frena gleich nach der Schulzeit nach Wien. Dort absolvierte sie neben der Berufsausbildung ein Studium in General Managment mit Schwerpunkt Key Account Management, das auch der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit im AMS NÖ werden sollte. Vor mittlerweile 11 Jahren konnte sie bei der Implementierung des Key Account Management im AMS mitwirken, seit 9 Jahren koordiniert sie das NÖ Team bei der zentralen Aufgabe Kooperationen mit überregional tätigen Unternehmen im Bereich Personalsuche zu initiieren und österreichweit zu organisieren. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Neuen Medien veranlasste sie zu einem weiteren Studium mit Spezialisierung auf Personalmanagement und Kompetenzentwicklung mit Neuen Medien sowie Diversity Management. Vor 3 Jahren übernahm sie einen weiteren sehr spannenden Aufgabenbereich und lehrt Diversity Management an der Donau Universität Krems im Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien.
Was genau machst du beruflich?
Ich leite das Key Account Management im AMS NÖ und lehre Diversity Management an der Donau Universität Krems im Lehrgang „Personalmanagement und Kompetenzentwicklung mit Neuen Medien“.
Welche Berührungspunkte hast du dabei mit Menschen mit Migrationshintergrund?
Menschen mit Migrationshintergrund sind eine wesentliche Gruppe am österreichischen Arbeitsmarkt. In enger Zusammenarbeit mit den größten Arbeitgebern Österreichs sowie im Rahmen spezieller Recruitingprojekte kann durch die Eröffnung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten ein Beitrag zur erfolgreichen Integration geleistet werden.
Dazu unterstütze ich Initiativen zur Integration wie die fair.versity 2016, von der Mitwirkung beim „VIP-Business-Speed-Dating für Refugees“ konnte ich mindestens in gleichem Maße profitieren wie die geflüchteten Menschen, die bei der Personalsuche unterstützt wurden.
Wie ist Deine (persönliche) Sichtweise auf Migration/Interkulturelle Kompetenz?
Österreich ist ein Land der Zuwanderung und geprägt von Migration, die einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Arbeitskräfteangebots und demografischen Alterung leisten kann. Die aktuelle Entwicklung der Zuwanderung stellt uns natürlich vor neue und große Herausforderungen. Das Erwerbspersonenpotenzial und die Belegschaftsstrukturen verändern sich, den Unternehmen muss es gelingen, das Arbeitskräftepotenzial optimal auszuschöpfen und bestehende MitarbeiterInnen erfolgreich an das Unternehmen binden. Interkulturelle Kompetenz wird zu einer Schlüsselkompetenz, das Bewusstsein für kulturelle Vielfalt muss aber erst geschaffen werden. MitarbeiterInnen und Führungskräfte müssen dabei unterstützt werden, interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln, das kann nicht immer vorausgesetzt werden. Diversity Management darf daher nicht als Projekt gesehen werden, sondern als Prozess, der gezielt begleitet wird. Multikulturalität ist längst im europäischen Raum angekommen, daher ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema meines Erachtens absolut notwendig.
Welche Herausforderungen siehst du in der Zukunft?
Es gibt sehr große Trends am Arbeitsmarkt wie Globalisierung, Digitalisierung oder Technologisierung, die mittel- und langfristig höhere Qualifikationsanforderungen an die BewerberInnen stellen. Dazu kommen demografisch bedingten Herausforderungen, die eine Änderung des Erwerbspersonenpotenzials und der Belegschaftsstrukturen in Unternehmen zur Folge haben.
Diversity Management bietet als Prozess zur Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt die Chance zur Nutzung bisher zu wenig beachteter Potenziale und kann wettbewerbsentscheidend sein. Die große Herausforderung ist Chancengleichheit zu schaffen ohne dabei die Individualität und Potenziale jeder einzelnen und jedes einzelnen zu übersehen. Gerade die Unterschiedlichkeit muss ganz gezielt gefördert und genutzt werden.
Was motiviert dich bei deiner Arbeit besonders?
Die Möglichkeit gemeinsam mit der Wirtschaft Recruitingprojekte voranzutreiben, die Menschen die Chance auf Perspektive, Anerkennung und Beschäftigung geben. Einerseits durch meine Tätigkeit im AMS, andererseits durch meine Tätigkeit für die Donau Universität Krems, hier kann ich Personalverantwortliche sensibilisieren und ihnen den Nutzen einer vielfältigen Belegschaft sowie interkulturelle Kompetenz vermitteln. Die Möglichkeit neue Projekte zu entwickeln und mitzugestalten ist ein großes Glück, zuletzt stand die Initiierung und Etablierung eines Forum für Unternehmen im Fokus. Im Rahmen dieses Netzwerktreffens werden Fachvorträge zu Personal- und Diversity Management geboten und der Austausch mit HR SpezialistInnen zu diesen Themen unterstützt.
Gibt es Dinge in deinem Beruf, die nicht so schön sind?
Dass es nicht immer gelingt, die Arbeit in der Arbeit zu lassen.
Was war dein bisher spannendstes Projekt?
Dank der guten Kooperation mit Unternehmen konnten sehr viele spannende Projekte umgesetzt werden, ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Integrationsprojekt mit einem Handelskonzern, der 20 zusätzliche Lehrstellen für geflüchtete junge Menschen angeboten hat. Das gemeinsame Recruiting mit den engagierten Lehrlingsverantwortlichen und der Kontakt zu den hoch motivierten neuen Lehrlingen, die nach traumatisierenden Erlebnissen die Chance auf den Berufseinstieg und eine neue Perspektive erhielten, war eine Bereicherung in meinem Berufsleben.
Was sagen deine Freunde und deine Familie zu deiner Tätigkeit?
Sie wissen, wie viel mir meine Arbeit bedeutet, und freuen sich, dass ich diese Energie ins Privatleben mitnehmen kann.
Was willst du unseren LeserInnen sonst noch mitgeben?
Vielfalt zahlt sich aus!
Fotos:
Karmen Frena
Leave a Comment