Herzlich Willkommen zu unserer neuen Blog-Kategorie „Nachgefragt bei…„. Hier werden laufend Personen interviewt, die sich mit den Themen Migration, Integration, Diversity und Ethnomarketing beschäftigen. Den Anfang macht die gebürtige Steirerin Karin Pointner. Sie beschreibt sich selbst als mit Estland verbundene, Niederländisch sprechende Wahlwienerin mit arabischer Mentalität. Karin Pointner hat Internationale Entwicklung an der Universität Wien sowie Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit an der FH Campus Wien studiert und arbeitet seit 2010 im Bereich Freiwilligenmanagement beim Wiener Roten Kreuz. Dort ist sie Projektleiterin von PROTECT.
Was ist eigentlich das Freiwilligenprojekt PROTECT?
„Was passiert und was muss passieren, wenn etwas passiert ist?“ Das ist salopp formuliert das Wissen, dass das Freiwilligenprojekt PROTECT vermitteln möchte. Ziel des Projekts ist es, Menschen mit Migrations- bzw. Fluchterfahrungen den Zugang zur Hilfe im Notfall zu erleichtern. Denn im Falle eines Notfalls stehen viele Menschen nicht nur vor einer sprachlichen Barriere, sondern einem ihnen komplett unbekannten System. Im Rahmen von zweistündigen, kostenlosen Workshops vermitteln MultiplikatorInnen verschiedenster Herkunftsländer oft lebensrettendes Wissen und geben ihre Kompetenzen an vielfältige Gruppen weiter. Themen die in den niederschwelligen Workshops interaktiv besprochen und geübt werden sind u. a. die wichtigsten Notrufnummern, Basismaßnahmen Erste Hilfe und die Bedeutung von Freiwilligen-Engagement.
Und was genau ist deine Aufgabe bei PROTECT?
Ich bin Projektleiterin bei PROTECT und für die Koordination der kostenlosen Workshops für ZuwandererInnen, die Schulung der MultiplikatorInnen sowie Begleitung der Freiwilligen zuständig. Ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit ist die Vernetzung – Vernetzung mit potenziellen KooperationspartnerInnen, Vernetzung mit Gruppen für die PROTECT spannend sein könnte und Vernetzung mit Menschen, die sich gerne als Freiwillige beim Projekt engagieren möchten.
Wie ist Deine (persönliche) Sichtweise auf Migration/Interkulturelle Kompetenz bzw. auf migrantische Buddy-Projekte wie PROTECT?
Durch das Projekt wurde meine Sichtweise auf diese Themen in jedem Fall positiv beeinflusst. Ich sehe, dass interkulturelle Buddy-Projekte wie PROTECT bei den Kompetenzen ansetzen, die vielfältige Menschen nach Österreich mitbringen und ihnen gleichzeitig viele Kompetenzen mitgeben, die sie für ihre eigene Integration nutzen können. Das Thema „Netzwerke“ und deren Nutzung und Aufbau ist es, was Ansätze wie diesen so bunt und spannend macht. Denn durch das Engagement in solchen Projekten treffen viele verschiedene Menschen aufeinander, die alle gemeinsam ein Ziel verfolgen und voneinander und miteinander lernen.
Was motiviert dich dabei besonders?
Ich schätze es sehr, dass ich durch meine Arbeit im Integrations- bzw. Freiwilligenbereich auf sooo viele spannende Menschen treffe! Und von jedem und jeder Einzelnen kann ich etwas Neues lernen und höre Geschichten und Erlebnisse, die mich persönlich bereichern und für meine weitere Arbeit motivieren.
Welche Herausforderungen siehst du in der Zukunft?
Ich sehe es als große Herausforderung den Spagat zwischen offener „Willkommenskultur“ und gelungener Integration zu schaffen. Ein aktuelles Thema das uns im Bereich Freiwilligenmanagement momentan sehr beschäftigt ist die Frage, wie wir Menschen, die neu in Österreich sind als Freiwillige so in unsere Tätigkeitsbereiche integrieren können, damit alle Beteiligten einen Mehrwert daraus ziehen. Ich denke, dass das auch zukünftig eine große Herausforderung sein wird.
Was ist eigentlich das Schönste bei deiner Arbeit?
Das gemeinsame Lachen, das uns trotz Unterschieden verbindet.
Gibt es auch Dinge, die nicht so schön sind?
Ja, wenn mir die Freiwilligen von PROTECT berichten, wie schwer sie es haben, Arbeit zu finden oder wenn Workshop-TeilnehmerInnen schlimme Erlebnisse aus ihren Herkunftsländern erzählen.
Wohin wird sich PROTECT entwickeln?
PROTECT soll in Zukunft noch mehr Menschen erreichen. Einige KooperationspartnerInnen in Deutschland haben bereits Interesse bekundet bzw. arbeiten bereits aktiv an einer Umsetzung von PROTECT und auch bei uns möchten weitere Rotkreuz-Landesverbände (wie z. B. das Rote Kreuz Tirol) den Ansatz nutzen.
Wie gelingt es Dir Menschen dafür zu begeistern?
Ich stehe zu 110% hinter dem Projekt, seinen Zielen und all seinen Beteiligten. Ich versuche, diese Begeisterung, die ich seit Projektbeginn für mein „Baby“ habe, anderen Menschen zu vermitteln indem ich sehr viel von den spannenden Begegnungen und Erlebnissen erzähle, und in verschiedensten Netzwerken Werbung dafür mache.
Was sagen deine FreundInnen und deine Familie zu deinem Engagement?
Alle die mich kennen wissen, dass ich mich seit längerem im Sozial- bzw. Integrationsbereich engagiere (Canisibus-Projekt der Caritas Wien, Unterstützung im Rahmen der Rotkreuz-Flüchtlingshilfe etc.) und schätzen die Energie, mit der ich dieses Engagement Woche für Woche erfülle.
Was willst du unseren LeserInnen sonst noch mitgeben?
Engagiert euch für ein vielfältiges Miteinander! Und versucht, mit offenen Augen, Ohren und Herzen auf andere Menschen zuzugehen. Leute sind großartig, wenn man ihnen die Chance dazu gibt.
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