Der Fastenmonat Ramadan gilt im Islam als besonders heilige Zeit. Für die Muslime ist mit dem gemeinschaftlichen, 30 Tage währenden Fasten die besondere Hingabe an Allah sowie Disziplin und Gewissenhaftigkeit im Glauben verbunden. Neben dem täglichen Fasten ist diese Zeit vor allem durch zwei besondere Feste bestimmt: In der Nacht der Bestimmung (Lailat al-Qadr) wird an die Offenbarung der ersten Sure des Koran erinnert. Das Fest des Fastenbrechens (Id al-Fitr), gefeiert an den ersten drei Tagen des Folgemonats Schawwal, beendet die Fastenzeit.
Ramadan im islamischen und säkularen Jahreslauf
Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender. Weil sich die islamische Zeitrechnung allein nach dem Mondjahr richtet, sind die Jahre um 10 bis 11 Tage kürzer als im Sonnenjahr. Deshalb findet das Fasten im Monat Ramadan in Bezug auf das Sonnenjahr immer zu einer anderen Zeit statt. Weil das Fasten täglich von Beginn der Dämmerung bis zum Einbruch der Nacht vorgeschrieben ist, bedeutet die Enthaltsamkeit von Speisen und Getränken insbesondere in Sommermonaten mit ihren langen Tagen eine besondere Herausforderung. Der Beginn des Monats Ramadan wird durch das Sichten der Mondsichel bestimmt. Das führt dazu, dass der Monat nicht in allen Ländern am gleichen Tag beginnt.
Fasten
Das Fasten ist eine der sog. 5 Säulen des Islam. Durch die Selbstbeherrschung, die der Verzicht auf Essen mitbringt, sollen sich die Muslime auf das wirklich Wichtige konzentrieren: die Unterstützung und vor allem die Barmherzigkeit gegenüber Armen und Schwachen, der Beistand anderer Fastender und das Gespräch mit Allah. Die Grundlage des Fastens ist der Koranvers ”Ihr, die ihr glaubt, euch ist das Fasten vorgeschrieben wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet.” (2:183).
Wer an Ramadan fastet, nimmt zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang keine feste oder flüssige Nahrung zu sich, trinkt nichts und verzichtet in diesem Monat auch auf alle anderen Gelüste wie zum Beispiel auf Sex. Das Fasten im Monat Ramadan ist für alle Muslime verpflichtend, wobei im Koran auch Ausnahmen festgelegt sind. Personen, die körperlich und geistig nicht in der Lage zu fasten sind, sind davon ausgenommen. Dazu zählen:
- menstruierende, schwangere und stillende Frauen
- chronisch Kranke
- altersschwache Menschen
- Kinder vor dem Eintritt in die Pubertät
Grundsätzlich gilt jedoch, dass man für jeden selbst verpassten Fastentag einen Bedürftigen zusätzlich zu sich selbst mit Nahrung versorgt.
Auch wenn tagsüber weder gegessen noch getrunken wird, so ist die Zeit nach Sonnenuntergang von großer Wichtigkeit. In der Regel bereitet die Familien eine Mahlzeit zu und genießt die Gesellschaft der engen Familie.
Bräuche im Ramadan
Der Ramadan soll den gläubigen Muslimen Raum für die anderen Säulen des Islams geben. Muslime sollen sich in dieser Zeit intensiv mit dem Koran befassen und ihn einmal ganz lesen sowie in intensiven Dialog mit Allah zu treten. Jeden Abend nach Sonnenuntergang findet das Fastenbrechen statt.
Das Fastenbrechen wird in der Regel mit einem Gebet eingeleitet und mit einer Dattel und einem Schluck Wasser durchgeführt. Erst nach diesem Ritual und dem anschließendem Abendgebet darf die Familie essen. Das Fastenbrechen wird gerne auch in Gesellschaft anderer Gläubiger z.B. in der Glaubensgemeinschaft oder mit Freunden und Verwandten gefeiert.
Nacht der Bestimmung (Lailat al-Qadr)
Obwohl das genaue Datum der ersten Koran-Offenbarung nicht genau bestimmt werden kann, gilt die Zeit in den letzten 10 Tagen des Monats Ramadan als überliefert. Die Nacht der Bestimmung wird in der Regel vom 26. auf den 27. Ramadan gefeiert.
Fest des Fastenbrechens (Id al-Fitr) auch: Zuckerfest (Seker Bayrami)
Das Fest des Fastenbrechens, mit dem die 30-tägige Fastenzeit ihren Abschluss findet, wird in den ersten drei Tagen des Folgemonats gefeiert. Es ist eines der beiden Hauptfeste des Islam. Aber auch während der Fastenzeit wird die erste Mahlzeit am Abend oft gemeinschaftlich begangen.
Gesetzlicher Feiertag in islamischen Ländern
Das Fest des Fastenbrechens kann in seinem Stellenwert mit dem christlichen Ostern oder Weihnachten verglichen werden. In islamischen Ländern ist am Fest des Fastenbrechens in der Regel arbeits- und schulfrei. In Ländern der Diaspora, so auch in Österreich, haben Muslime zwar an Weihnachten, Ostern, Pfingsten und anderen christlich-religiösen Feiertagen arbeitsfrei, nicht aber an ihrem eigenen Fest.
Verhaltenstipps zum Fest des Fastenbrechens
Das Fest des Fastenbrechens bzw. das Zuckerfest ist für die meisten muslimischen Familien ein traditioneller Anlass. Während dieser Zeit empfiehlt es sich nicht, KundInnen zu Events einzuladen, da diese Tage in der Familie zelebriert werden. Es sind jedoch im gesamten Vorfeld der Abschlussfeierlichkeiten unterschiedliche Gesten der Wertschätzung möglich.
Besonders gut eignen sich z.B. Promotion-Aktionen und Samplings an Einkaufsstraßen, spezielle Aktionen und Rabatte und die Verteilung von Give-Aways. Sehr beliebt sind auch Fastenbrechen-Events, sogenannter Iftar-Essen. Es empfiehlt sich, spezifische KundInnen-Events zu organisieren. Diese werden gerne besucht, sorgen für ein positives Image und tragen zu einer verstärken Weiterempfehlung bei.
Die Verteilung von Süßigkeiten zum Ende des Ramadans (Zuckerfest) ist vor allem bei Kindern sehr beliebt. Aber Achtung: Bei der Verteilung von Süßigkeiten achten Sie bitte auf gelatinefreie Produkte. Gummibärchen und andere Naschsachen enthalten oftmals Schweinegelatine, welche von strenggläubigen Muslimen strikt abgelehnt werden. Greifen Sie daher eher zu Zuckerln, Traubenzucker, u.ä.
Gratulation / Glückwünsche
Glückwünsche sind ein sehr einfaches und machtvolles Instrument, um Wertschätzung zu transportieren. Während des Ramadan freuen sich Muslime über diesen Akt der Wertschätzung ebenso wie z.B. Christen über Glückwünsche zu Ostern.
Türkeistämmige Muslime freuen sich zum Beispiel über den Ausspruch „Ramazanin mübarek olsun“ (dt. Gesegnete Ramadan).
In der Regel wird aber nicht während des Ramadans gratuliert, sondern gegen Ende. Man wünscht sich ein gesegnetes Fastenbrechen-Fest/Ramadan-Fest. Auf Türkisch wünscht man sich „Ramazan Bayramin mübarek olsun“, die Bosnische Community wünscht sich „Bayram mubarek“ und arabischsprechende Personen gratulieren sich mit „Eid mubarek“. Wollen Sie bei der Deutschen Sprache bleiben, so wünschen sie einfach „ein gesegnetes Ramadan-Fest“.
brainworker Expertentipp
Je nach Jahreszeit, körperlicher Verfassung und örtlicher Begebenheiten kann das Fasten enorm anstrengend sein. Viele Muslime vertragen das Fasten sehr gut und haben keine Probleme, andere hingegen haben z.B. mit dem Kreislauf zu kämpfen. Es sollte stets darauf geachtet werden, sich und andere nicht in Gefahr zu bringen.
Der Arbeitgeber, das Team und alle KollegInnen sollten über den Ramadan informiert werden. Vielleicht überlegen sich manche Kolleginnen und Kollegen dann z.B. nicht vor den fastenden KollegInnen zu essen, ein kulinarisches Meeting oder Firmenfest erst nach Ende des Ramadans zu planen, schwere Arbeiten auf einen kühleren Tag zu verschieben oder bewusst mehrere Pausen einzuplanen. Diese Rücksichtnahme ist die beste Möglichkeit, Wertschätzung auszudrücken und darüber hinaus die wohl beste Form der Unterstützung, die man für fastende Personen leisten kann.
Ramadankalender
Ramadan 2017 | 27. Mai – 24. Juni 2017 |
Ramadan 2018 | 16.Mai – 14. Juni 2018 |
Ramadan 2019 | 06. Mai – 05. Juni 2019 |
Ramadan 2020 | 24. April – 24. Mai 2020 |
Ramadan 2021 | 13. April – 13. Mai 2021 |
Ramadan 2022 | 02. April – 02. Mai 2022 |
Foto
- Flickr, Rajarshi MITRA (flickr User: tataimitra), Lizenz: Creative Commons. URL: https://flic.kr/p/hYZwi2
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