Eine empirische Untersuchung zum Umgang mit kultureller Diversität in Unternehmen in Österreich
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Bei einer empirischen Untersuchung zum Umgang mit kultureller Diversität in Unternehmen in Österreich haben wir von brainworker in Kooperation mit der Vienna Insurance Group (VIG) 105 Personalverantwortliche in Unternehmen mittels Online-Fragebogen befragt. Ziel der Befragung war es, neben dem Status-quo, zu erheben, welche Chancen und Herausforderungen in Bezug auf kulturelle Vielfalt erkannt werden. Die Studie liefert Erkenntnisse zur Relevanz von Diversität in Unternehmen sowie detaillierte Ergebnisse über den Umsetzungsgrad einzelner Maßnahmen zu kultureller Vielfalt in den Bereichen Recruiting, Führung, Personalentwicklung, Employer Branding, Strategie, Onboarding, Berichtswesen und Auslandsentsendungen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass kulturelle Vielfalt in verschiedenen Unternehmensbereichen thematisiert und als Chance anerkannt wird, aber nicht in den Führungsetagen angekommen ist.
Am 13. Juni 2018 präsentierte unser Geschäftsführer Manuel Bräuhofer die Studie „Kulturelle Vielfalt in Unternehmen“ erstmals der Öffentlichkeit. Außerdem haben im Rahmen der Präsentations-Veranstaltung die Vienna Insurance Group, Billa und Shire ihre Best-Practice-Beispiele zu (kultureller) Diversität in Unternehmen vorgestellt. Nachfolgend finden Sie die Key-Findings, Handlungsempfehlungen sowieeinen visuellen Rückblick auf die Studienpräsentation.
Die Key Findings im Überblick
Recruiting
- 78 % aller befragten Unternehmen halten das Thema kulturelle Vielfalt im Recruiting für sehr bzw. eher relevant, wohingegen 18 % den Themenbereich als weniger relevant erachten.
- Im Zuge dessen setzen 55 % der Unternehmen auf interkulturelle Schulungen ihrer Recruiting MitarbeiterInnen und 59 % geben an, bereits jetzt bzw. in Zukunft interkulturelle Kompetenzen der BewerberInnen abzufragen.
- Weit abgeschlagen liegt die Maßnahme der Forderung anonymer Lebensläufe von BewerberInnen. Lediglich 10 % der Unternehmen fordern bereits anonyme Lebensläufe. Der Großteil, nämlich knapp 80 %, spricht sich aber klar gegen diese Maßnahme aus.
Führung
- Mehr als die Hälfte (51 %) der befragten Unternehmen sieht in der mangelnden Akzeptanz von Führungskräften die größte Herausforderung für die Umsetzung von Maßnahmen zu kultureller Diversität.
- Gleichzeitig gaben rund 70 % an, durch kulturell unterschiedliche Perspektiven Innovationschancen zu erkennen und kulturelle Vielfalt in der Personalführung für wichtig zu halten.
Studienautor Manuel Erkan Bräuhofer sieht deutlichen Handlungsbedarf:
„Führungskräfte benötigen interkulturelle Kompetenzen und müssen in Bezug auf kulturelle Diversität sensibilisiert werden. Damit Unternehmen die demografischen Veränderungen unserer Gesellschaft gewinnbringend nutzen können, bedarf es wertebasierter Führungsgrundsätze und einem klaren Bekenntnis des Top-Managements.“
Personalentwicklung
- Maßnahmen zur Steigerung von kultureller Vielfalt im Management setzen bereits 40 % der befragten Unternehmen.
- Für knapp ein Drittel (30 %) sind Maßnahmen zur Förderung von kultureller Vielfalt auf Managementebene nicht von Bedeutung.
- Im Rahmen der Personalentwicklung bieten 35 % ihren MitarbeiterInnen freiwillige Trainings zu interkultureller Kompetenz an. Im Gegensatz dazu sprechen sich die Unternehmen klar gegen verpflichtende Trainings zu interkultureller Kompetenz aus, denn 61 % sehen keine verpflichtenden Trainings vor.
Employer Branding
- 64 % der befragten Unternehmen halten die Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt im Employer Branding für relevant und 31 % arbeiten aktuell an einer Strategie zu kulturspezifischem Employer Branding.
- Als Maßnahme zum kulturspezifischen Employer Branding positionieren sich 14 % bereits heute auf diversitäts- bzw. kulturspezifischen Karrieremessen, während 21 % dies in naher Zukunft vorsehen.
Strategische Ausrichtung
- 28 % planen die Umsetzung einer Diversitätsstrategie, die die kulturelle Vielfalt aktiv berücksichtigt, aber der Großteil der befragten Unternehmen (44 %) sieht aktuell keine Evaluierung von bereits durchgeführten Maßnahmen zu kultureller Diversität vor.
- Eine/n Diversitätsbeauftragte/n gibt es in 38 % der teilnehmenden Unternehmen.
Onboarding
- Das Thema kulturelle Vielfalt im Onboarding halten 58 % aller befragten Unternehmen für relevant und 55 % setzen beim Onboarding darauf, neue MitarbeiterInnen über das Diversity- bzw. Kulturverständnis des Unternehmens zu informieren.
- Ein Viertel (25 %) der teilnehmenden Organisationen setzt bereits auf interkulturelle Trainings als Teil des Onboarding-Prozesses und bei 20 % ist diese Maßnahme aktuell in Planung.
Berichtswesen & Kommunikation
- Rund die Hälfte der befragten Unternehmen hält die Behandlung von kultureller Vielfalt im Berichtswesen für relevant und dokumentiert bereits Maßnahmen zu kultureller Diversität in bestehenden Geschäfts- bzw. Nachhaltigkeitsberichten.
- Weitere 14% planen die Erstellung eines eigenständigen Diversitätsberichts zusätzlich zum bestehenden Geschäftsbericht.
Auslandsentsendungen
- 67 % der Unternehmen, die Auslandsentsendungen durchführen, setzen Maßnahmen zum Wissensmanagement und Austausch um.
- Die kulturelle Vorbereitung von Expatriates erachten 40 % als wichtig und schulen ihre MitarbeiterInnen entsprechend.
- Das Gegenteil zeigt sich bei der Nachbereitung von Auslandsentsendungen, denn 56 % der Unternehmen führen aktuell keine kulturelle Nachbereitung von Auslandsentsendungen durch.
Handlungsempfehlungen zum Umgang mit kultureller Vielfalt in Unternehmen
1. Entwickeln Sie eine Strategie in Bezug auf kulturelle Diversität und definieren Sie messebare Ziele und KPIs für alle relevanten Unternehmensbereiche.
2. Vernetzen Sie Ihre (kulturspezifische) Diversitätsstrategie mit dem Kerngeschäft, der strategischen Ausrichtung Ihres Unternehmens sowie der HR-Strategie und der Kommunikation.
3. Schaffen Sie globale Leitbilder mit „Culture Values“ für alle Organisationseinheiten und auf allen Ebenen.
4. Ernennen Sie Verantwortliche für den Bereich kulturelle Vielfalt, die im Top-Management angesiedelt sind, und statten Sie diese mit Entscheidungsbefugnis und Budget aus.
5. Evaluieren Sie kontinuierlich alle Maßnahmen im Bereich kulturelle Vielfalt anhand der definierten Kennzahlen.
6. Definieren Sie wertebasierte Führungsgrundsätze mit klarer Haltung zur positiven Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt.
7. Legen Sie interkulturelle Kompetenzen als Anforderungen an Führungskräfte fest und kommunizieren Sie deren Relevanz zur Erreichung der Unternehmensziele.
8. Sensibilisieren Sie Ihre Führungskräfte in Bezug auf kulturelle Diversität.
9. Gestalten Sie alle HR-Prozesse – von der Suche bis zur Personalentwicklung – chancengerecht und diskriminierungsfrei.
10. Rekrutieren Sie aktiv MitarbeiterInnen mit interkulturellen Kompetenzen zur Perspektivenerweiterung und Steigerung der Innovationsfähigkeit.
11. Schulen Sie alle MitarbeiterInnen in Bezug auf interkulturelle Kompetenz im Rahmen von Onboarding- bzw. Compliance-Trainings.
12. Formulieren Sie eine kulturspezifische Employer-Branding-Strategie und kommunizieren Sie diese über zielgruppenspezifische Kanäle.
13. Integrieren Sie Ihre Strategie in Bezug auf kulturelle Diversität in die gesamte interne und externe Unternehmenskommunikation.
14. Lernen Sie mit Hilfe von Best Practice Beispielen von anderen Unternehmen.
Kostenloser Download der Studienergebnisse
Hier finden Sie alle Ergebnisse sowie den vollständigen Report der Studie „Kulturelle Vielfalt in Unternehmen“ zum kostenlosen Download als PDF:
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