Baba Marta
Frühlingsbeginn der Bulgarinnen und Bulgaren
„Baba Marta“ (Баба Марта) ist ein uralter bulgarischer Frühlingsbrauch und eine volkstümliche, ausschmückende Umschreibung für den Monat März. „Baba“ heißt auf Deutsch „Oma“. Auch die Begrüßung Tschestita Baba Marta (bulg. Честита баба Марта, auf Deutsch: Glückliche Oma Marta) ist typisch für den Anfang März in Bulgarien.
Es ist die weibliche Figur, die in Bulgarien den März symbolisiert. Laut Volksglauben ist der März der einzige Monat im Jahr, der als eine Frau personifiziert wird. Ihre Ankunft am 1. März wird groß gefeiert und damit der beginnende Frühling oder zumindest die Hoffnung auf diesen.
Am ersten Tag des März tragen Bulgarinnen und Bulgaren kleine Token, die aus roten und weißen Wollfäden hergestellt sind. Das Tragen der „Martenitza“ ist ein Brauch, der schon seit der vorchristlichen Zeit in Bulgarien existiert. Diese Zeichen der Baba Marta werden im Kreis von Freunden, in der Nachbarschaft oder in Familien verschenkt.
Baba Marta und die Marteniza
Über die Marteniza und Ihren Ursprung sind uns folgende zwei Sagen überliefert worden:
- Erste Sage: Der Legende nach gingen zur Zeit der Gründung des ersten bulgarischen Staates die fünf Söhne des Khan Kubrat, begleitet von ihrer Schwester Houba, auf die Jagd. Als sie die Donau erreichten, sahen sie einen silbernen Hirsch. Wie versteinert standen sie da und wagten es nicht, auf den Hirsch zu schießen. Der Hirsch überquerte den Fluss und gelangte an das andere Ufer und zeigte der Jagdgesellschaft so, dass sich dort eine Furt, also eine Möglichkeit befand, den Fluss zu überqueren.Eine Brieftaube brachte der Jagdgesellschaft schlechte Nachrichten. Ihr Vater, der Gründer des Alten Bulgarischen Reiches, lag auf dem Sterbebett.In seinen letzten Stunden mahnte der Vater seine Söhne Bajan, Kotrag, Asparuch, Kuber und Alzek eindringlich, die lockeren Verbindungen zwischen den verschiedenen Bulgarenstämmen nicht abbrechen zu lassen. Seine Söhne schworen, Bulgarien zu verteidigen.
Bald nach dem Tod ihres Vaters drangen die Chasaren in ihr Land ein. Ashiba – dem Khan der Chasaren – gelang es Phanagoria, die Hauptstadt des Landes zu erobern.
Houba, die Tochter von Khan Kubrat, wurde von Ashiba gefangen genommen. In der Hoffnung ihren Brüdern die Chance auf Freiheit zu geben, unternahm sie einen Selbstmordversuch, wurde aber von den Wachen aufgehalten.
Ihre Brüder hielten ihren Schwur auf verschiedene Art. Bayan blieb bei seiner Schwester und erkannte die Herrschaft von Khan Ashiba an. Kotrag ging nach Norden zur Wolga, während Asparuch, Kuber und Alzek sich auf der Suche nach neuem Land – ohne einen Unterdrücker – nach Süden wandten.
Bevor die Brüder heimlich abreisten, hatten sie mit ihrer Schwester Houba und dem bei ihr bleibenden Bruder Bajan vereinbart, ein goldenes Band – geknüpft um den Fuß eines Vogels – als Nachricht zu senden, wenn sie freies Land finden würden.
Eines Tages flog ein von Asparuch geschickter Falke mit dem vereinbarten Zeichen in Houbas Raum, woraufhin sie und Bajan sofort Fluchtpläne schmiedeten. Gerade als sie nach einem Platz Ausschau hielten, um die Donau zu überqueren, wurden sie von den Spähern der Chasaren entdeckt und verfolgt.
Houba band dem Falken schnell ein weißes Band um den Fuß und übergab ihn ihrem Bruder Bajan. Dann eilte sie davon, um zu versuchen, eine Furt über die Donau zu finden. Bajan wollte den Falken aufsteigen lassen, aber gerade als der Vogel losfliegen wollte, traf ein feindlicher Pfeil Bajan und sein Blut tränkte das eine Ende des Bandes rot.
Mit allerletzten Kräften schafften Houba und Bajan es das Land, das Asparuch entdeckt hatte – das heutige Bulgarien – zu erreichen. Asparuch konnte seinen sterbenden Bruder und seine Schwester noch willkommen heißen. Später zeichnete er seine Soldaten mit dem weiß-rot gefärbten Fasern des Bandes aus.
- Zweite Sage: Baba Marta ist vor allem für ihren launischen Charakter bekannt. Die Legende von ihr und ihren Brüdern Januar und Februar ist lustig. Im Herbst hat jeder von den dreien ein Fässchen Wein angesetzt. Als der Wein fertig war, tranken die Brüder, tranken und tranken und bald waren ihre Fässchen leer. Baba Marta hütete das ihre sorgfältig, betrachtete es lächelnd, aber sie trank nicht.Doch dann kam ihre Zeit und sie begab sich für einen Monat auf Wanderschaft durch die ganze Welt. Da gingen ihre Brüder Januar und Februar in ihr Haus, öffneten das Fässchen und tranken es leer. Als Baba Marta zurückkehrte und ihr Fässchen leer fand, tobte sie, schimpfte und weinte so, dass der Himmel ganz grau und regnerisch wurde. Aber sie konnte ihren Brüdern nicht lange böse sein und lachte und scherzte bald wieder mit ihnen.
Wenn sie zu Hause das leere Fässchen betrachtete, dann weinte sie wieder und schimpfte über den schlimmen Streich ihrer Brüder. War sie aber mit ihren Brüdern zusammen, dann war sie wieder versöhnt und lachte. So trieb sie es lange Zeit. Dann aber siegte ihr gutes Herz und sie lachte nur noch und war freundlich.
Bedeutung der Marteniza
Marteniza (vom bulgarischen Namen für den Monat März) ist ein kleiner rot-weißer Schmuck, der im März jedes Jahres nach einem alten Brauch getragen wird. Dieser bulgarische Brauch stammt aus der Zeit vor dem 9. Jahrhundert n. Christi. Seit dieser Zeit schmücken sich die Bulgaren am ersten Tag des Frühlingsmonats März mit weißen und roten Fäden. Damit der Faden, der sie verbindet, nie zerreißt, damit sie gesund, fröhlich und glücklich sind.
Das gegenseitige Beschenken mit Martenizi am 1. März und in der darauf folgenden Woche ist ein traditioneller Brauch. Es handelt sich um kleine rot-weiße Anhänger, Quasten, Püppchen (die weiße männliche Puppe nennt man „Pijo“, die rote weibliche Puppe nennt man „Penda“) oder schlichte Armbänder aus Stoff, Wolle oder Baumwollfäden, die in Bulgarien Anfang März von allen getragen werden. Sie werden ebenfalls gern im ganzen Freundeskreis per Briefchen oder Postkarten verschickt.
Man trägt sie auf der linken Seite (dort, wo das Herz ist) oder als Armband auf dem linken Arm. Die rot-weißen Glücksbringer trägt man so lange, bis man ein erstes Frühlingszeichen zum Beispiel einen Storch, eine Schwalbe oder einen blühenden Baum sieht. Dann (spätestens zum 1. April) hängt man sie auf einen Baum oder legt sie unter einen Stein und wünscht sich etwas Schönes.
Man darf keine alte Marteniza tragen oder sich eine vor dem 1. März anbinden, weil das Unglück und Pech bringt.
Mit dem Verschenken und dem Tragen dieser Symbole wollen die Menschen die Göttin Baba Marta als Personifizierung des Monats März mild stimmen. Denn man stellt sie sich entweder in der Gestalt einer alten, ärgerlichen und launischen oder einer jungen, zarten, freundlichen und lieblichen Frau vor – ganz so, wie sich uns auch der März mit seinem Wetter zeigt. Das Verschenken der Symbole oder der Püppchen, die die Göttin darstellen soll, soll sie besänftigen, damit sie nicht zornig wird und Kälte über das Land schickt.
Redewendung
Als eher ironische Anlehnung an diesen Brauch ist die folgende Redewendung entstanden:
„Marteniza bringt Freude,
Marteniza bringt Gesundheit,
Marteniza bringt Glück,
Marteniza bringt den Frühling zurück!“
brainworker Tipp
Internationale Bulgarinnen und Bulgaren wollen mit dem März den Anfang einer dritten Sage zu schreiben beginnen: die Sage von unserer internationalen Freundschaft, vom Frieden und unserem Zusammensein unter dem Zeichen der gegenseitigen Verständigung, des kulturellen und wissenschaftlichen Austausches.
Der Festtag kann für diverse Werbeaktionen genutzt werden und auch mit klassischen Frühlingsfesten kombiniert werden. Besonders gut eignen sich Below-the-Line Aktivitäten und POS-Maßnahmen.
Das Verschenken von Martenizi oder sonstigen rot-weißen Werbeartikeln kombiniert mit der Gratulation „Alles Gute für den Monat März“ oder dem Ausspruch „Tschestita Baba Marta“ zaubert ein Lächeln auf das Gesicht ihrer bulgarischen KundInnen. Diese Geste ein klares Zeichen für die Wertschätzung dieser alten Tradition und bleibt dauerhaft in Erinnerung.
Leave a Comment